Ein altes Diktatheft erzählt
Vor mir liegt ein
altes Diktatheft aus dem Jahr 1826. Aus den heimatkundlichen
Diktaten ist unter Kreis Hirschberg zu lesen:
Kreis Hirschberg enthält 12,5 Quadrat-Meilen, besteht aus 2 Städten, 1 Marktflecken, 54 Dörfern und 32 Kolonien. Einwohner sind: 46 370, davon sind 42 000 evgl., 4300 kath. und 70 Juden. Er enthält 19 evgl.Kirchen und 28 kath. Der Hauptsitz der Schleiermanufactur seit 1566.
I.)
Hirschberg
- liegt am linken Ufer des Bobers und rechten Ufer des Zackens, 6,75
Meilen von Liegnitz, 7 Meilen von Schweidnitz, 14 Meilen von Breslau,
4 Meilen von Jauer. Hirschberg ist eine Immediat-Kreisstadt(?),
enthält 5 500 Einwohner, 808 Häuser,
es ist die
wichtigste Gebirgs-Handelsstadt, hat 1 evgl.Gnadenkirche, 1 evgl.
Gymnasium, 3 Tore, 1 kath.Pfarr- und 3 andere Kirchen. 1 kath.Schule,
Rathaus, Armenhaus - Waisenhaus nebst Schule, 3 Hospitäler,
Zuckerraffinerie, Papiermühlen, 5 Walken, 19 Bleichen, 2
Buchdruckereien, 2 Buchhandlungen,Tuch-und Strumpfmanufakturen,
Handel mit Schleier und Leinewand und Jahrmärkte. Der Buchsische
Garten ist berühmt. Porzellanfabrik 1427.
Die Hussiten 1633.
Die Sachsen erobern und plündern die Stadt 1639, 1640, 1643,-
1645 die Schweden, 1745 die Österreicher. Der Geburtsort mehrer
gelehrter: Probenius,Tilesius, Weinrich, Kahl, Steppe, Geyer pp.
II.)
Schmiedeberg - auf der linken Seite des Bobers, am rechten Ufer der Lomnitz, 8,75 Meilen von Liegnitz, 2 Meilen von Hirschberg, 2 Meilen von Landeshut, 4 Meilen von Jauer am Fuße der Schneekoppe, hat 3 900 Einwohner, 640 Häuser, offene Mediastadt, 1 kath. Pfarr- und 1 andere Kirche, 1 evgl. Kirche, 3 evgl. 1 kath. Schule, Rathaus, Hospital, 1 Schleif-, 1 Tabaksmühle, 3 Bleichen, Leinwand- und Kattundruck. Leinwand „Damast“ Schachwitz „Creas Drillich“"Cannewasfabrik. Leinen-,Seidenband, "Papiertapeten", Rauch-, und Schnupftabakfabrik, Franzbranntwein, Essig. Nahe der Stadt ein Silber- und Bleibergwerk, 1513 Stadtrecht, 1622 die Kosaken, 1747 Bergstadt, 1800 große Wasserfluth.
III.)
Warmbrunn
- Am Zacken, 0,75 Meilen von Hirschberg, Mediat-Marktflecken, 10880
Einwohner, 331 Häuser, Schloß mit großen Gärten,
1 kath. und 1 evgl. Kirche, warme mineralische Quellen entdeckt, seit
1108 das gräfl. Probsteibad, Gesellschaftshaus, Glasschleifer,
Glasschneider, Glasvergolder, Steinschleifer, Steinschneider,
Schleier- und Leinwandweber und Drucker, 2 Bleichen. Merkwürdige
Dörfer.
1. Grunau, 1498 Goldbergwerk, Schleierweber.
2.
Krummhübel, Laboranten
3. Kunnersdorf, 2 Bleichen, 1
Wassermangel, 3 Trockenhäuser, 1 260 Einwohner, 220 Häuser,
1 Mühle, 1 Walke.
4. Hohenwiese, Manufacturdorf,
Tabaksfabrik.
5. Giersdorf, 1 Papiermühle, 2 Trockenhäuser,
Wasserfall.
6. Hermsdorf unterm Kynast, Schloß mit
Bibliothek und Gemäldesammlung usw. 4 Bleichen, 1
Schleifmühle.
7. Petersdorf, Papiermühle,
12 Bleichen, 1 Wassermangel, 2 Trockenhäuser, 2 000 Einwohner,
Schleierweber, Glas- und Holzarbeit, Obstbau.
8.
Schreiberhau, 1,25 Meilen lang, Vitriolwerke, Zacken- und Kochelfall
dabei, 2 Glashütten, 8 Schleifmühlen,
Schleierweber, musikalische Instrumentenmacher. Die Rabensteine, die
Zuckerschale.
9. Arnsdorf, Papiermühle, 2
Wasserhämmer.
10. Buchwald, vortrefflicher Garten, reizende
Gegend.
11. Fischbach, die Falkenberge.
12. Kemnitz,
Schönfärberei, 4 Bleichen.
13. Lomnitz, 1 Wassermangel,
Kattundruckerei.
14. Quirl, seidene und halbseidene Tücher,
musikalische Instrumente.
15. Reibnitz, Schleierweber. Nicht weit
davon die Ruinen des ehem.
Schlosses Läusepelz
(Laudispalatium).
16. Steinseiffen, Laboranten und Kaufleute,
Holzschnitzer, Eisenarbeit.
17. Stonsdorf, schöner Garten,
der Prudelberg, Hans Rischmanns
Prophezeiungen 1630.
Aus diese Diktaten geht
einwandfrei hervor, wie rege unser Heimatkreis schon in damaliger
Zeit war. Nicht nur die Schleierweber, auch Tuch-und
Strumpfmanufakturen, Porzellanfabriken, Schleifmühlen,
Tabakfabriken, Papierfabriken waren vorhanden. In Bad Warmbrunn sind
besonders die Glasschleifereien, Glasschneider, Glasvergolder
hervorzuheben.
Schon diese kleine
Chronik besagt uns, wie vielseitig die Gebirgsmenschen immer waren,
wie sie sich bemühten, die Güter zu vermehren und dem Kreis
seine bekannte industrielle Grundlage zu geben.
Das Heft wurde im Jahre
1826 geschrieben von Carl Gottlob Weinrich, geb.
08.01.1813 später Maurer und Häusler in Cunnersdorf,
gestorben am
04.03.1862.
Zur Verfügung gestellt wurde das Heft von
Herrn Eberhard Weinrich aus Arnsdorf.
Entnommen
aus „Schles.Bergwacht“
Erstellt:Winfried
Schön; Mail:genealogie@wimawabu.de