Fischbach i. Riesengebirge, Krs. Hirschberg

im Jahre 1927



Fischbach mit 854 Einwohnern ist heute eine der anmutigsten Sommerfrischen des östlichen Vorgebirges und der bedeutendste Ort auf der Westseite des Landeshuter Kammes. Der Name stammt von dem Bache, und der Ort selbst hieß einst „Großen Fischbach“, während das benachbarte Södrich „Wenigen Fischbach“ hieß. Fischbach wäre in der Neuzeit wohl kaum so bekannt geworden, wenn es das Schloß nicht besäße mit seinem prächtigen Park, welcher schon die ersten Fremden, die in die Gegend kamen, mächtig anlockten.

Es scheint, als ob die Geschichte dieses Schlosses und die der Burg auf dem südlichen Falkenberge, nicht recht von einander zu trennen seien. Die Burg ist offenbar die ältere Anlage gewesen. Ob sie 1190 von Boleslaus V. Oder 1207 von Heinrich I. dem Bärtigen gegründet worden ist, ist heute nicht mehr zu entscheiden. Aber sicher entstand die Burg unter den Piasten. Ein allzu langes Leben hatte sie nicht, denn schon 1475 wurde sie durch Matthias Corvinus und die schlesischen Städte gebrochen, als der Raubritter Kunze von Reichenbach, gen. Bieler, sich dort gar zu unbeliebt gemacht hatte. Dieser Kunze soll auch das Schloß im Orte unten gegründet haben, doch wird als Gründer auch ein sagenhafter Protzko vom Falkenstein genannt, übrigens auch ein Raubritter. Besser wissen wir, daß auf dem Schlosse Fischbach die Bolitz oder Bolze (auf dem Bolzenschloß saß ein anderer Ritter dieses alten mächtigen Geschlechtes), Tschirn, Predil, Schaffgotsch, Kanitz saßen. Auch Kloster Grüssau war eine zeitlang Besitzer. 1476 war Schloßherr Kaspar von Schaffgotsch, der in Fischbach und Umgegend die Reformation einführte. Unter Lukretia von Kanitz brach der 30- jährige Krieg über die Gegend herein, und diese, mit ihr die Schloßherrin, hatten unmäßig zu leiden, besonders als Königsmarck und Torstenson das Land verwüstete. Letzterer brach 1643 das Bolzenschloß . - Der Ort Fischbach war zu Anfang des 14. Jahrhunderts schon voll gegründet und hatte 1397 bereits eine eigene Kirche. Södrich, genannt nach dem ersten Ansiedler, entstand 1510 unter Kaspar von Schaffgotsch.

Vor dem großen Kriege ist das Schloß ein Renaissancebau gewesen, später aber stark verändert worden, am stärksten, als es der Bruder Friedrich Wilhelm III., Prinz Wilhelm von Preußen, und dessen Gemahlin Marianne gekauft hatten. Sie bauten es nach dem damaligen Geschmack „gotisch“ aus. Aber der Wassergraben bezeichnet wohl die ursprüngliche Anlage, wie wir sie von verschiedenen alten Sitzen kennen (Boberröhrsdorf, Wohnwitz usw.). Zur Zeit des Prinzen Wilhelm herrschte hier ein lebhafter Verkehr von Fürstlichkeiten und Geschlechtern der umgebenden Gutssitze. Heute gehört das Schloß dem ehemaligen Großherzog von Hessen, an den es durch Erbschaft gelangte.

Der Falkenberg gehört heute zu Fischbach, während sein Zwillingsbruder, der Forstberg, zu Maiwaldau gehört, dessen Besitzerin die Stadt Hirschberg ist.